Der Samstag verlief eher ruhig und wurde in unserem Haus lediglich durch eine Wette aufgepeppt die darin bestand die Nummer 1 der 100 besten Lovesongs aller Zeiten zu tippen. Nachdem mein Topkandidat "I will always love you" nur einen skandalösen vierten Platz belegte und keiner die Nummer 1 ("Unchained Melody") auf seinem Zettel hatte war es am Ende Neil der sich mit seiner Landsfrau und Edelheulboje Sinead O'Connor das Pfund sichern konnte. Die Show erstreckte sich über ganze 8 Stunden und wurde von uns mit Unterbechungen und Kurztripps in die Stadt doch recht aufmerksam verfolgt. Gegen Ende hin hielten wir es dann für clever nebenbei eine Kiste Bier zu vernichten und nach nahezu jedem Song der Top Ten folgte die Aufforderung "Beer me!"...Nachdem endlich der Abspann über den Schirm flimmerte lies ich mich von Hauskasper Ian dazu überreden uns ins Boro nachtleben zu schlagen, unter der von ihm vorgeschlagenen Prämisse der Abend gehe auf seine Kosten. Deal!
Die location unserer Wahl war das "Empire" (ich war also am Samstag auch auf Empire in gewisser Weise :)). Ein riesiger Zappelpalast in den eindrucksvollen Hallen eines alten Theaters, sprich mit -historisches Unwisse- barockähnlichen Verzierungen an den Wänden und dergleichen. Bei unserem Auftritt war die Location allerdings wie leergefegt und wir befürchteten den Flop des Jahrhunderts. Doch binnen kurzer Zeit füllte sich die Hütte und das Partyvolk ergoss sich über die drei Stockerke der labirynthartigen Diskothek. Uns zog es auf den Dancefloor, wo Ian vor allem durch seine sehr exzentrischen Tanzbewegungen auf uns aufmerksam machte. Die musik traf zwar zunächst nicht meinen Geschmack, machte dies aber durch enorme Lautstärke wett. Der Bass wummert im Empire dermaßen heftig dass der hanze Brustkorb vibriert und vor allem im obertsen Stock ist die Lautstärke auf einem so hohen Pegel, dass es schon gesundheitsgefährdent anmutet. Abgesehen davon musste ich eine erstaunlich Feststellung machen: Die Britinnen konnten an diesem Abend mein Bild von ihnen komplett überarbeiten. Während ich sonst eher weniger angetan war von den Insulanerinnen und mich nach den "deutschen Madli" sehnte, zeigte sich die einheimische Weiblichkeit von ihrer Schokoladenseite: Fast schien es als hätte man eine ganze Busladung Premiumischen angekarrt, die jetzt munter das Empire bevölkerten. Jedoch war ich mit einem grossen Handicap belastet: Kommunikationsstörung! Ich meine, man tut sich ja schwer jemand angetrunkenes in einer extrem lauten Disse in seiner eigenen Sprache zu verstehen (vor allem wenn man durch Rockmusik gehörgeschödigt ist wie ich)...aber dann auch noch den fiesen nordenglischen Dialekt zu entwirren scheint fast unmöglich...so musste ich mich damit abfinden die Gespräche durch mein Unvermögen richtige Antworten zu geben eher kurz zu halten. Aber da gewöhn ich mich schon auch noch dran... Nachdem sich auch die Mucke zum guten wendete und ein mir extrem dienliches Potpourri aus Bands wie FallOut Boy, Limp Bizkit, Faithless etc. dargeboten wurde hatte ich extrem gut Fez auf der Tanzfläche. Nur die Abwesenheit meines Kollegen Ian gab mir zu denken...und nachdem meine Zappelwut dann abgeklungen war gab sie mir um so mehr zu denken wollte er doch für den Ritt Heim per Taxi sorgen. Es enstand eine endlos lange panische Suche an derem Ende die Erkenntnis stand, dass Ian der Trottel anscheinend ohne mich das Feld geräumt hatte...Also trottete ich nach draussen um auch Richtung Heim zu cruisen ohne zu wissen, dass der fiese Teil des Abends noch bevor stand.
Nachdem mich der erste Taxifahrer in Reihe aus unerfindlichen Gründen seines Fahrzeugs verwiesen hatte versuchte ich es beim nächsten. Von Anfang an kein Sympathieträger fuhr er mich an warum ich nicht vorne eingestiegen sei, worauf ich ihm die Lage schilderte. Er entgegnete dass der kollege up front mich weggeschickt hatte um die dicken Fische an Land zu ziehen und nicht jemand wie mich heim zu kutschieren, der nur magere 3 Pfund brachte. Er bezichtigte mich zunächst der Zechprellerei und wollte schonmal vorab Cash sehen. Von mir aus egal, gab ich ihm halt einen Zehner vorab worauf er mir schonmal fünf Pfund Rückgeld gab. Die komplette Fahrt über beschwerte sich der gute Mann nun lauthals bei mir, dass ihm jetzt die ganzen guten Kunden entgehen und dass er übers Ohr gehauen wurde etc. p.p. worauf ich natürlich nur entgegnen konnte, dass es doch nicht meine Schuld sei. Zu meinem Unmut schaltet er nach halber Fahrt sein Taxameter ab...mir war jedoch der üblich Fahrtpreis durchaus bewusst. Nach der mich also widerwillig ans Ziel gefahren hatte sagte ich "Meister, ich hab hier nur fünf Pfund auf der Kralle"...worauf er mir wieder wild fluchend noch ein Pfund in die Hand drückte "Now you got six!!!" ...ich wiederum musste auf meinem Recht beharren und sagte "come on mate, this is a 3 pound ride... I know this!". Und schon waren die eh schon belasteten Sicherungen des Herren am durchbrennen und nachdem er mir mein rechtmäßiges Pfund entgegenschleuderte verwies er mich unter wüsten Beschimpfungen seines Taxis ("Get out of my fucking taxi you bastard! Walk home next time! You just cost me 30 quid man!!!")... ich natürlich ganz Gentleman bestand weiter auf meine Unschuld, sah mich aber auf Unverständnis treffen und beendete wie der nette herr auch die Konversationen mit einem galanten "F*** you!"... so trennte sich also unserer traute Zweisamkeit und ich war immerhin nicht abgezockt zuhasue angekommen...Und da sag nochmal einer die Engländer wären so freundlich :)
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